Richard Heller hat – bis jetzt ausgenommen für das Musiktheater – Beiträge zu fast allen musikalischen Genres geleistet: Er schrieb Solo-Konzerte (für Violine, Violoncello, Klavierduo, Marimba), Orchesterwerke, Musik für Tasteninstrumente und Vokalmusik, aber auch Werke für Symphonisches Blasorchester (inkl. einer Symphonie) und eine beträchtliche Zahl von Kammermusikwerken, teilweise für Standardbesetzungen wie Streichquartett, Blechbläserquintett, Klaviertrio, Streichtrio, Streich- oder Blasinstrumente mit Klavier, aber manche auch für ausgefallene Instrumentenkombinationen wie Orgel und Klavier, 4 Gitarren, Klavierduo, Flöte und Akkordeon, Holzbläser mit Harfe, Schlagzeugtrio, ein Decett, ein Nonett und ein Septett (jeweils Bläser plus Streicher), Altsaxophon/Bassklarinette mit Vibraphon/Marimbaphon, Vibraphon mit Klavier, 8 Violoncelli etc.

 

Es ist Richard Hellers Ziel, Sinnlichkeit und Konstruktivität in seinen Werken auszubalancieren (ein Autor überschrieb einmal einen Artikel über ihn in der NMZ mit „Die Ausgewogenheit von Raum und Rausch“), um derart gleichermaßen Menschen anzusprechen, die nur hören wollen, wie solche, die sich mit einem Werk auch analytisch auseinandersetzen wollen und können.

 

Ausgangspunkt für ein neues Werk ist für ihn meistens die Vorstellung von instrumentalen Farben (daher auch das Faible für ausgefallene Besetzungen), die dann zu motivischen Materialien führen und davon ausgehend zur formalen Architektur. Seine Musik ist zu einem großen Teil so gestaltet, als würden verschiedene Instrumente bzw. Spieler miteinander ein Gespräch führen. (Von daher kommen Titel wie „Statement“, „Novelette“, „Dialog“, „Diskurs“, „Scène concertante“ etc.). Die harmonische Gestaltung ist oft stark vom Jazz beeinflusst, aber auch von dem Wunsch geprägt, Tonalität und Atonalität zu integrieren, was vielleicht überhaupt die große Aufgabe für das 21. Jahrhundert sein könnte.

 

Oberste Maxime für sein Komponieren ist ihm immer maximale Klarheit und Verfolgbarkeit der musikalischen Entwicklungen, der Wunsch, sich mit seinen Werken nicht nur an Nischen-Spezialisten wenden zu können, sondern – wenn auch klarerweise nicht an ein Massenpublikum – doch an jeden neugierig und offen gebliebenen Kunstinteressierten. Daraus resultiert (vergleichbar einer ökologischen Weltsicht, die es ablehnt, alles technisch Machbare auch wirklich zu machen, weil es zu oft nicht menschen-gerecht ist) einerseits die überzeugte Bereitschaft, sich in den musikalischen Mitteln freiwillig zu beschränken, um die menschlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten nicht zu oft zu weit zu überschreiten, und andererseits die „berührungsängstelose“ Offenheit für die Verwendung von musikalischen Materialien, die nicht „neu“ sind.